Pilze fotografieren
Jetzt geht es in die Pilze. Der Sommer war zwar warm und vor allem trocken, doch trotz aller Unkenrufe, gab es vor kurzem durch Mortimer und Co, so viel Regen, dass nun die Pilze nicht nur im Wald sondern auch in meinem heimischen Garten sprießen. Es ist also auch in diesem Jahr Zeit die Pilze zu fotografieren.
Schöne und eindrucksvolle Pilze zu finden, erfordert recht viel Glück. Doch wer Pilze fotografieren möchte, der eher fotografisches Knowhow, Erfahrung oder Übung.

Inhalt
Kamera und Zubehör
Für den Pilzfreund (bitte das z beachten) bietet sich eine Kamera mit Wechseloptik an, sei es nun eine klassische Spiegelreflexkamera oder die moderne spiegellose Systemkamera. Das Licht sollte frei führbar sein. Ein eingebautes Blitzgerät ist ebenso sinnfrei wie ein externes Blitz auf der Kamera. Ohne eigene Lichtquelle und sei es eine LED-Taschenlampe kommst Du nicht sehr weit. Besser ist eine LED-Flächenleuchte, mit der dann sogar ganze Pilzgruppen ausgeleuchtet werden können.
Zusätzlich empfehle ich ein Kirschkernkissen, einen Bohnensack oder am besten ein Gorilla-Pod oder ein Mini-Pod.

Empfehlenswert sind ferner Reflektoren zum Aufhellen oder Abdunkeln, wenn mal zu viel Licht auf die Pilzkappe scheint. Ein Smartphone mit App für die Kamera, um die Kamera bequem auslösen und auch das Bild vor der Aufnahme auf dem Smartphone besser beurteilen zu können als auf dem Display. Dafür sollte die Kamera natürlich WiFi besitzen und optimal wäre es, wenn sie sogar ein Fokus-Stacking – wie meine Panasonic Lumix G9 – erlaubt. So etwas kann natürlich auch eine Olympus OM-D E-M1 II oder eine Nikon D850 und sicher auch noch weitere Modelle.

Nicht vergessen: das Stativ
Ja, zumeist werden wir Pilze von unten also auf Erdboden-Höhe fotografieren, so dass manchmal selbst ein Pod zu hoch ist. Doch mit einem vernünftigem Stativ und einer Kameraschiene kommen wir auch auf diese Höhe und dass ohne die Kamera schmutzig oder nass zu machen.
Ich besitze ein Sirui Alustativ, da ich kein Freund von Carbon bin und, da ich die Verarbeitung von Novoflex generell genial finde, nutze ich einen Novoflex Castel-Q Einstellschlitten.
Wie vor Monaten bereits geschrieben besitze ich einen Nissin MG10 Blitz, das ist externer Blitz, Taschenlampe und (Warmlicht-)Flächenleuchte in einem Gerät. Ich habe mich von Anfang an in dieses schwere, kostspielige Teil verguckt und bereue immer noch keinen Cent, den ich dafür ausgegeben habe.

Kameraeinstellung und Optik
Als Optik empfehle ich ein Makro-Objektiv, da wir doch zumeist recht nah an die kleinen Prachtstücke heran müssen. Zur Not geht aber auch ein Standardzoom, es muss ja nicht unbedingt ein 18-55mm mit Lichtstärke 5,6 sein, dass es bei der Kamera fast dazu geschenkt gab.
Da wir einiges an Schärfentiefe benötigen sollten wir die Optik schon auf Blende 5,6 bzw. 8 oder gar 11 abblenden. Auf hoffentlich schwenkbarem Display oder dem Smartphone ist dann gut zu sehen, wie der Hintergrund vom Bokeh her aussieht.
An der Kamera stellen wir erst einmal die geringste ISO (meist 100 oder 200) ein, dann stellen wir sie auf RAW, damit wir die Bilder anschließend auch noch verlustfrei bearbeiten können und dann auf Zeitautomatik (A/AV), da wir die Blende vorgeben und niemand sonst.

Pilze suchen
So vorbereitet können sie kommen, was sie leider nicht tun. Wir müssen sie schon suchen, doch der erfahrene Pilzsucher weiß nach Jahren schon genau wann welche Pilze wo genau wachsen. Wollen wir nur hoffen, dass sie niemand weggeholt hat, der sie nicht fotografieren will sondern essen.
Letztlich sagte mit die Nachbarin, dass sie so einen herrlich großen Pilz im Garten hat. Ich rannte ins Haus, holte Kameratasche, Stativ, Reflektoren, baute noch auf dem Weg zu Nachbargrundstück fast alles zusammen und dann stellten wir fest, dass am Abend vorher jemand den Pilz ausgegraben hatte.
Tja, so kann es gehen, wer zu spät kommt…

Von unten
Pilze sollten – wie schon angesprochen – möglichst leicht von unten fotografiert werden. Zum einen gibt es dann einen meist ruhigeren Hintergrund und zum anderen wirkt das Objekt der Begierde dann deutlich imposanter.
Wenn die Oberkappe leicht überstahlt sollte man mit der Belichtungskorrektur nachregeln oder aber die Kappe mit einem schwarzen Reflektor abdunkeln. Ein dunkler Reflektor eignet sich auch sehr gut als einfarbiger Hintergrund außerhalb der Schärfenebene.

Zwei Tipps
Wenn Ihr weder eine Steuerung mit Smartphone besitzt und den Fernauslöser vergessen habt, dann nutzt bitte den Selbstauslöser und haut nicht einfach auf den Kamera-Auslöser. Selbst mit Stativ kann dann das Bild verwackeln, gleiches kann bei einem wackeligem Stativ durch den Spiegelschlag der Spiegelreflexkamera passieren.
Wer kein Fokus Stacking in seiner Kamera hat, der kann sich eine dafür notwendige Software Helicon Fokus in der lite Version holen. Leider arbeitet nur die Pro Version mit RAW und dann richtig flott. Alternativ empfehle ich Affinity Photo (für knapp 50 Euro), dort steckt auch eine Stacking-Funktion mit drin und Du hast gleich noch eine nicht mal schlecht Bildbearbeitung, falls Du noch auf der Suche nach einer Bildbearbeitungssoftware bist.
Und nein, ich habe weder Link oder einen Code, da ich mit Capture One arbeite.

bereits 50g sind lebensgefährlich
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