30.05.2022

Kunstvolle Makros

Die Makro Fotografie ist ein faszinierendes Genre: Sie verbindet die Wissenschaft mit der Kunst, das Funktionelle mit dem Dekorativen. Die Fotografie ist ein leistungsfähiges Instrument, das es uns ermöglicht, die Welt um uns herum genau zu studieren. Kunstvolle Makros? Ja, das ist möglich.

Sie kann Merkmale enthüllen, die wir sonst nie wahrnehmen würden, und so ein aufschlussreiches Medium für die Erforschung der Natur sein.

Die Nahaufnahmen von Pflanzen, Insekten, kleinsten Säugetieren, Strukturen und Mustern sind jedoch nicht nur für Botaniker, Entomologen, Biologen oder Geologen von Interesse, sondern sehen auch noch wunderschön aus, was sie zu wunderbaren Motiven für die künstlerische Fotografie macht.

Die Herangehensweise an die Erstellung von Makro-Aufnahmen ist also unterschiedlich, je nachdem, wofür die Fotos verwendet werden sollen.

Wenn es um ein einfaches Ablichten und Dokumentieren des Motivs geht, genügen standardisierte Kompositions- und Aufnahmetechniken in der Regel.

Kunstvolle Makros

Möchtest du das Thema jedoch aus dem Blickwinkel der kreativen Fotografie betrachten, wird „Standard“ selten zu fesselnden Fotos führen.

Viele Fotograf:innen vertreten die Philosophie, dass näher dran immer besser ist und dass es, abgesehen von den grundlegenden Farben und Details des Motivs, wenig gibt, mit dem man in Bezug auf Komposition, Fokus und Kameraeinstellungen experimentieren kann.

In diesem Beitrag möchten wir dich vom Gegenteil überzeugen und dir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, um dein Motiv von einer rein abbildenden Aufnahme in kunstvolle Makros zu verwandeln.

Von der Ausrüstung über die Planung bis hin zur kreativen Bildgestaltung.

Die Ausrüstung

Die meisten Fotograf:innen sind damit vertraut, was ein Makro-Objektiv leistet und wie es sich von herkömmlichen Optiken ähnlicher Brennweiten unterscheidet.

Im modernen Zeitalter der Fotografie gibt es jedoch mehrere Arten von Makro-Objektiven. Dies kann die Wahl der Ausrüstung erheblich erschweren und es ist wichtig zu verstehen, wie sich verschiedene Faktoren auf deine Makro-Fotos auswirken können.

Das Vergrößerungsverhältnis ist der erste wichtige Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, da es direkt beeinflusst, wie nah du an dein Motiv herangehen kannst.

Zur Erklärung: Dies bezieht sich nicht unbedingt auf die minimale Fokusdistanz eines Objektivs, sondern auf die Vergrößerungsleistung der optischen Konstruktion und die daraus resultierende Abbildungsgröße des Motivs im endgültigen Bild.

Viele Objektive verfügen über eine „Makro-Funktion“ – insbesondere Telezoom-Objektive, wie zum Beispiel ein 70-300 mm. Dies ist etwas irreführend, da solche Objektivmodi keine echte Makro- Vergrößerung bieten.

Das übliche Abbildungsverhältnis liegt etwa bei halber Lebensgröße (1:2) oder weniger (1:4), was für größere Objekte noch brauchbar ist, aber keine rahmenfüllenden Kompositionen von kleinen Motiven ermöglicht.

Kunstvolle Makros

Ein echtes Makro-Objektiv bietet einen Abbildungsmaßstab von 1:1, das heißt, die Projektion hat die gleiche Größe wie das reale Objekt.

Dies ermöglicht, den gesamten Rahmen mit einem winzigen Details des gesamten Objekts zu füllen. Die nächste Überlegung betrifft die Sensorgröße, die sich ebenfalls auf die Bildkomposition auswirkt.

Ein Sensor im APS-C-Format hat eine geringere Gesamtfläche, sodass der Cropfaktor rahmenfüllende Kompositionen erleichtert.

Bei einer Vollformatkamera hingegen kann ein nachträgliches Zuschneiden erforderlich sein, um dies bei gleicher Brennweite zu erreichen, wodurch sich die Gesamtauflösung der Datei verringert.

Bei Lebensgröße kann dadurch jedoch ein großer Teil der Umgebung wegfallen, was möglicherweise nicht wünschenswert ist.

Einige Fotograf: innen bevorzugen einen Mittelformatsensor, da selbst bei 1:1 noch etwas mehr Platz um das Motiv herum vorhanden ist, um den Kontext zu verdeutlichen.

Makro-Objektive im Überblick

Standard-Makro

Das erste Makro-Objektiv vieler Fotograf:innen ist ein 50-mm- oder 60-mm-Objektiv mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1, wie zum Beispiel das Sony SEL FE 50mm f2,8 Makro.

Diese Objektive sind einfach zu bedienen, erschwinglich und eignen sich optimal für alltägliche Motive, wie zum Beispiel für Blumenfotos.

Für scheue Insekten ist die kurze Naheinstellgrenze jedoch leider weniger nützlich.

Kurzes Tele-Objektiv

Objektive mit einer Brennweite um 100mm-, wie etwa das Sigma 105mm f2,8 DG DN Macro, sind eine beliebte und gute Wahl für ambitionierte Makro-Fotograf:innen.

Mit diesen Objektiven kannst du etwas weiter vom Motiv entfernt arbeiten. Immer häufiger besitzen kurze Tele-Objektive sowohl eine Bildstabilisierung als auch Vollformat-Kompatibilität.

Ein guter Kompromiss zwischen Leistung, Größe und Preis.

Tele-Objektiv

Makro-Objektive mit einer Brennweiten von 180 mm oder 200 mm sind die erste Wahl für professionelle Fotograf:innen.

Sie bieten eine lebensgroße Wiedergabe aus einem großen Abstand zum Motiv und eignen sich daher perfekt für die Fotografie von Insekten und unruhigen Objekten.

Sie sind in der Regel schwer, groß und teuer, eignen sich aber auch für die Porträtfotografie.

Spezial-Objektive

Es gibt einige Tilt-Shift-Objektive mit echter Makro-Fokussierung, wie zum Beispiel das Canon TS-E 135mm f4,0 L Macro.

Mit diesen Objektiven lässt sich die Schärfe hervorragend kontrollieren und die Schärfentiefe erweitern. Es gibt auch einige Objektive, die eine Vergrößerung von mehr als 1:1 bieten.

Beides sind Nischenobjektive, deren Preise ebenso beeindruckend sind wie ihre kreative Freiheit.

Mit dem Fokus spielen

Wie wir bereits besprochen haben, kann die Makro-Fotografie zu einer Art Routine werden, bei der sich Fotograf:innen ausschließlich mit technischer Perfektion beschäftigen und damit, dass alle wichtigen Details scharf abgebildet werden.

Natürlich ist dies ein wichtiger Faktor, um Makro-Fotos zu kreieren, die begeistern, jedoch gibt es darüber hinaus noch viele weitere kreative Möglichkeiten zu entdecken.

Mit einer geringen Schärfentiefe kannst du sowohl Details im Vorder- als auch im Hintergrund verschwimmen lassen, um einen attraktiven negativen Raum zu schaffen und Motiven mehr Tiefe zu verleihen.

Oder du gehst noch weiter und lichtest die gesamte Szenerie unscharf ab, um besonders abstrakte Bilder zu erzeugen.

Es kann großen Spaß machen – und überraschende Bilder zur Folge haben –, sich über das Übliche hinwegzusetzen und die Kernelemente der Fotografie zu nutzen, um einen einzigartigen Stil zu schaffen.

Verwende im Freien zum Beispiel eine längere Verschlusszeit und mach dir den Wind zunutze oder defokussiere absichtlich, um dein Motiv in kreative Farb- und Lichtflächen zu verwandeln.

So oder so: Das Wichtigste ist, zunächst die Umgebung zu beobachten, um die beste Kombination aus Motiv und Hintergrund zu finden.

Wenn die Farbe eines Objekts alles ist, was bleibt, muss es zu seiner Umgebung passen.

Suche nach kontrastierenden Farben, um Harmonie zu erzeugen, und passe deine Komposition so an, dass alle Bereiche der Szene optimal aufeinander abgestimmt sind.

Eine Sache, auf die du zudem achten solltest, ist das Bildrauschen. Dies ist ein technischer Aspekt, der leicht vergessen werden kann.

Wenn du große Bereiche deines Bildes unscharf aufzeichnest, wird die Körnung des Bildes deutlicher sichtbar.

Vor allem bei höheren ISO-Werten kann das Rauschen in unscharfen Bereichen zu einem Problem werden, also zoome mithilfe der Live- Ansicht in deine Aufnahme herein und überprüfe das Rauschverhalten bereits beim Fotografieren.

Hintergrund im Blick

Es kommt erstaunlich oft vor, dass Fotograf:innen dem Hintergrund ihrer Makro-Aufnahme nicht genug Aufmerksamkeit schenken.

So neigen viele dazu, Makro-Aufnahmen mit extrem geringer Schärfentiefe zu assoziieren: Man erwartet, dass der Hintergrund bei den meisten Bildern in Unschärfe verschwimmt – was dazu führen kann, dass sich der/die Fotograf:in voll und ganz auf das Hauptmotiv fixiert und außer Acht lässt, was dahinter passiert.

Und das kann ein fataler Irrtum sein.

Der Hintergrund spielt auch bei nahen Makro-Motiven eine entscheidendere Rolle.

Setzt man ein kleines Objekt in den Fokus, wird bei geringen Entfernungen ein großer Teil der Umgebung ausgeklammert.

Verwendet man jedoch ein Makro-Objektiv, kann bereits ein kleiner Farbbereich im Hintergrund schnell zu einem rahmenfüllenden Element werden, das den Hintergrund beherrscht und viel intensiver mit dem Motiv interagiert, als man vielleicht zunächst erwartet hätte.

Dies macht die Wahl des Aufnahmewinkels noch wichtiger.

Das Verständnis dafür, wie Hintergrundelemente die Stimmung unserer Bilder beeinflussen, hilft bei der Suche nach Motiven und der Planung des Bildausschnitts, die Situation richtig einzuschätzen.

Besonders natürlich anmutende Makro-Aufnahmen im Freien erzielst du, wenn du die Pflanzen und anderen Elemente der Umgebung wirkungsvoll in den Bildausschnitt mit einbeziehst.

Mit den Grün- und Blautönen der Pflanze und des Himmels kannst du eine Geschichte über den Lebensstil und den Lebensraum des Motivs erzählen, ohne dass besondere Details oder wörtliche Bezüge erforderlich sind.

Versuche, dein Motiv auch mal von unten zu fotografieren. Dies bietet nicht nur eine ungewöhnliche Perspektive, sondern verwandelt den Himmel auch in einen nahtlosen, farbigen Hintergrund.

Eine weitere – kreative – Herangehensweise ist es, den Hintergrund deines Motivs komplett zu ersetzen, indem du „künstliche“ Elemente dahinter platzierst – wie zum Beispiel einen Reflektor oder ein farbiges Stücke Pappe oder Karton.

Mit einem „mitgebrachten“ Hintergrund hast du freie Hand bei der Auswahl der idealen Farbe, Intensität und Komplexität dessen, was hinter dem Hauptmotiv erscheint.

Beleuchtung im Griff

Einige Aspekte der Makro-Fotografie erfordern eine gewisse Anpassung der üblichen Aufnahmetechniken.

Ein Aspekt ist zum Beispiel die Beleuchtung, welche Anfänger:innen vor einige Herausforderungen stellen kann.

Das Problem ist hierbei nicht die Gesamtbelichtung, sondern der Arbeitsbereich.

Die üblichen Arbeitsabstände in der Makro-Fotografie betragen nur wenige Zentimeter zum Motiv, sodass es schwierig ist, einen Blitz so zu platzieren, dass die Szene gleichmäßig ausgeleuchtet wird.

Um also eine weiche, attraktive Beleuchtung für dein Makro-Motiv zu erzielen, muss die Streuung, Richtung und Intensität des Lichts genau kontrolliert werden.

Kreative Bildbearbeitung Kunstvolle Makros

Ähnlich wie bei der Aufnahme von Makro-Motiven gehen viele Fotograf:innen auch bei der Bearbeitung von Nahaufnahmen oft sehr konservativ vor und reduzieren diese auf die Retusche von störenden Elementen und der Anpassung des Kontrasts.

Diese Aspekte gehören zwar zu jedem professionellen Workflow dazu, jedoch gibt es noch viele weitere kreative Möglichkeiten, die du ergreifen kannst, um Makroaufnahmen mit Originalität und Atmosphäre zu produzieren.

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