High-Speed fotografie
High-Speed Fotografie, da denken einige an Autos die mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorbei rasen und die man dann mit Glück im passenden Moment fotografiert.Doch Autos sind nicht das Thema. Es geht in diesem Beitrag um Dinge die teilweise ähnlich schnell wie Autos sind und/oder mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen oder Wahrzunehmen sind. Ich spreche in diesem Fall z.B. von Wassertropfen oder ähnlichen Dingen, auf die wir in unserem Alltag nur noch nie so richtig geachtet haben. Die Rede ist von Gegenständen, die wir ganz kreativ durch die Luft werfen oder einfach nur aus der Luft fallen lassen.
Ich als ambitionierter Hobbyfotograf, der weiß wie man eine Kamera bedienen kann und was man mit Ihr und etwas Equipment alles anstellen kann, bin bei 10 Grad unter Null und gruseligem Wetter lieber im Warmen und Trockenen. Bevor ich mich dann allerdings einfach nur aufs Sofa setze und Däumchen drehe, probiere ich lieber meine Kamera und Ihre Möglichkeiten aus. Gerne schnuppere ich dabei auch in andere Sparten der Fotografie. Dieses mal möchte euch die sogenannte „Highspeed-Fotografie“ ans Herz legen. Diese kann man bei diesem Wetter im Warmen zuhause und auch mit einem begrenzten Bestand an Equipment durchführen. Es folgen nun ein paar Tipps, was an Zubehör ratsam ist und was beachtenswert bei der Durchführung ist. Wie oben bereits erwähnt bin ich ambitionierter Hobbyfotograf und gerade in diesem Bereich der Fotografie noch kein Profi. Das soll mich aber nicht daran hindern euch an meinen ersten Erfahrungen in diesem Bereich teilhaben zu lassen und euch meine Tipps und Tricks mit auf den Weg zu geben.
Das Equipment
Als erstes benötigt Ihr natürlich eine Kamera. Diese sollte einen manuellen Modus aufweisen, damit ihr Blende, ISO und Belichtungszeit selbst vorgeben könnt.
Als nächstes ist ein gutes Objektiv natürlich unverzichtbar. Hier solltet ihr prüfen, was Ihr fotografieren möchtet. Welche Brennweite ist ratsam? Spritzt das zu fotografierende Objekt beim aufprall, dann sollte Kamera und Optik wetterfest sein. Alternativ könnt ihr auch durch einen Spritzschutz (mit Öffnung für die Kamera) hindurch fotografieren. Oft reicht aber auch ein etwas größerer Abstand zum Objekt – also ein Teleobjektiv – aus. Ihr habt nicht viel Platz? Dann ist ein Weitwinkel und / oder eine spritzwasserfeste Kamera angebracht.
Ich rate – wegen der etwas besseren Bildqualität – generell zu einer Festbrennweite, bestenfalls zu einem Portrait- oder Makroobjektiv, das diese auf kurze Entfernungen um die 3 Meter oder gar näher optimiert ist.
Auch ein Stativ ist – wie in nahezu allen Bereichen der Fotografie – nie verkehrt. Meist wird ja weder der Kamerastandort noch der Aufnahmewinkel ständig verändert und somit habt ihr reproduzierbare Ergebnisse. Ein weiterer Vorteil bei einem Stativ ist, dass beide Hände frei bleiben.
Da die Kamera ja nun auf einem Stativ steht, ist ein Fernauslöser äußerst nützlich. So könnt ihr die Kamera dann aus einiger Entfernung auslösen und müsst nicht das Gehäuse berühren und erzeugt somit keine Erschütterungen an der Kamera.
Für die Ausleuchtung oder die Blitzgeräte benötigt ihr möglicherweise Lampenstative oder sonstige Halterungen. Wenn vorhanden solltet ihr mit mindestens einem Systemblitzgerät oder sogar einem Studioblitzsystem arbeiten. Im weiteren werde ich nur auf den Systemblitz eingehen, da mir selbst kein Studioblitz zur Verfügung stand.
Durch Blitzgeräte seid Ihr in der Lage die äußerst schnellen Bewegungen perfekt im Bild einzufrieren. Die sogenannte Abbrenndauer eines Blitz ist um einiges schneller als die einstellbare Belichtungszeit an der Kamera. Wobei eine Kamera mit i.d.R. 1/4000sek. schon äußerst schnell ist.
Ein Reflektor für eine weiche Lichtsteuerung ist auch von Vorteil. Alternativ könnt ihr erstmal aber auch mit Styropor oder weißen Tonkarton als reflektierende Flächen arbeiten und müsst nicht zwingend einen Reflektor von Sunbounce verwenden.
Es ist ratsam das Blitzgerät per Funksender/-empfänger anzusteuern. Nur dann könnt ihr den oder die Blitz/e auch „entfesselt“ d.h. nicht auf der Kamera befestigt, sondern extern platziert, auslösen.
Lohnenswerte Objektive
Nun solltet Ihr so langsam überlegen, was Ihr denn fotografieren möchtet. Wenn es Gegenstände sein sollen, die z.B. in Wasser oder eine andere Flüssigkeit fallen, solltet Ihr im Besitz einer durchsichtigen Schale oder eines ungenutzten Aquariums sein.
Ich liste euch hier ein paar mögliche „Gegenstände“auf, die sicherlich spannend und lohnenswert sind, um sie im freien Fall zu fotografieren.
Kaffeebohnen, Reis, Früchte, Gemüse, Steine oder doch einfach nur ein paar Wassertropfen z.B. aus einer Flasche oder sogar direkt aus dem Wasserhahn.
Der Aufbau
Nun baut Ihr euch eine Art kleines (oder größeres) Fotostudio auf. Dafür benötigt ihr als erstes einen Hintergrund. Besonders preiswert ist hier wiederum Tonkarton in einer angenehmen Farbe. Auch Styroporplatten könnt ihr dafür nutzen.
Wenn Ihr nun die Seiten von eurem kleinen Studio aufgebaut habt, platziert Ihr den oder die Systemblitze. Optimal für die Ausleuchtung sind 2 oder sogar 4 Systemblitze.
Wenn Ihr 4 Blitze habt: 1 für jede Ecke
Wenn Ihr 2 Blitze haben solltet, so gibt es die mit besten Ergebnisse, wenn Ihr diese Blitze hinten links und hinten rechts in den Ecken positioniert.
Wenn ihr 1 Blitz habt, lasst diesen von vorne und somit auf der Kamera, im Blitzschuh befestigt, auf das zu fotografierende Objekt blitzen.
Denkt dran den Aufbau so zu gestalten, dass ihr im Nachhinein möglichst wenig am Bild korrigieren (wegstempeln oder in Waage ausrichten) müsst.
Wenn Ihr die Blitze aufbaut, achtet darauf, dass eine jeder einen Funkempfänger besitzt und dass auf der Kamera auch der Sender nicht vergessen wurde. Sowohl Sender als auf Empfänger sollten natürlich eingeschaltet sein.
Anschließend bekommt das Stativ mit der Kamera seinen Platz.
Nun positioniert ihr den Gegenstand, den Ihr fotografieren möchtet, in der Mitte des Bildes. Dann stellt ihr den Fokuspunkt am Objektiv ein.
Wenn dieser exakt eingestellt ist, dann die Kamera/das Objektiv von AF auf M stellen, also auf manuellen Fokus. Bei aktiviertem Autofokus wird das nichts mit den Highspeedaufnahmen, da die Kamera in den Momenten, in denen Sie auslösen soll, vermutlich noch am Fokussieren ist.
Schon können eure Experimente losgehen. Mit Hilfe des Fernauslösers, könnt ihr die Kamera immer im passenden Augenblick auslösen. Mit Hilfe des angeschlossenen Funkauslösers, werden die Blitze passend ausgelöst und Ihr friert jede Bewegung im Bild in Sekundenbruchteilen ein.
Ihr müsst lediglich den Fernauslöser in dem Moment drücken, in dem das zu fotografierende Objekt den Bereich des Bildes erreicht, in dem Ihr es einfrieren möchtet.
Exkurs
Wieso werden die fallenden Objekte im Bild eingefroren, wenn ich einen oder mehrere externe Blitze nutze?
Beim Fotografieren mit einem Blitz – bzw. wie hier mit mehreren – ist nicht die Belichtungszeit der Kamera zwingend ausschlaggebend um Bewegungen einzufrieren, sondern die Leuchtdauer des Blitzes. Entscheidend ist hier, dass der Blitz sein Licht nur so kurz aber kräftig zündet, dass das Motiv ausreichend belichtet werden kann, und dadurch jede Bewegung eingefroren wird.
Mein Tipp: Versucht euch fürs erste im Automatischen Modus des Blitzes bzw der Blitze. Die sog. eTTL bzw eTTL HSS Bereich der Blitze decken schon eine sehr große Spanne dessen ab, was Ihr für diese Art der Fotografie benötigt. Auf das Blitzen im HSS Bereich gehe ich hier erstmal nicht weiter ein, da ich davon aus gehe, dass die normale Kurzzeitsynchronisation für diesen Bereich und eure Tests vollkommen ausreichen wird.
Wenn Ihr mit den Bildern nicht zufrieden seid, testet euch im manuellen Modus an bessere Ergebnisse ran.
Ändert an der Kamera z.B. die Vorgaben, wenn ein Bild total überbelichtet wird stellt die Blende kleiner ein, verringert die ISO oder reduziert die Leistung des oder der Blitze/s. Nutzt zum Beispiel die Leistungsreduzierung auf 1/32, 1/64 oder sogar 1/128 der vollen Leistung.
In diesen Fällen heißt das ein bisschen testen und durch verändern der Kameraeinstellungen, zu sehen wie sich die jeweilige Einstellung auf das Bild auswirkt.
„Die Perfekte“ Einstellung, die immer passt, gibt es leider nicht.
Alles ist davon abhängig welches Objektive Ihr nutzt, wie die Abstände zum fotografierten Objekt sind, wie stark die Systemblitze sind, wie hell das Umgebungslicht ist und und und …
Wo ich gerade Umgebungslicht erwähnte: Achtet nach Möglichkeit darauf, dass ihr das ganze in einem abgedunkelten wenn nicht sogar in einem dunklen Raum ausprobiert. Umso weniger störendes Umgebungslicht vorhanden ist, desto besser sollten eure Ergebnisse werden.
In komplett dunkler Umgebung dürfte euch das ganze noch leichter fallen zu fotografieren wenn Ihr die Kamera in den „Bulb“ Modus stellt, diese Auslöst, dann den Gegenstand fallen lasst und zeitgleich die Blitze auslöst. Anschließend den „Bulb“ Modus beenden und „voila“ da ist euer Bild. Wenn Ihr alles richtig gemacht habt und die Blitze im passenden Moment ausgelöst habt, sollte die ersten Bilder schon super sein.
Nun wünsche ich euch noch viel Spaß bei der Highspeed-Fotografie.
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