Ein Fluid-Kopf, der in punkto Stabilität und Schwingungsarmut wohl nur schwer zu überbieten ist
Hallo, Leserinnen und Leser dieser Rezension,
um total fair zu sein, muß ich etwas Grundsätzliches vorausschicken: Aufgrund wirklich langjähriger Erfahrungen mit Stativen und verschiedenen Stativköpfen – fotografiere nicht selten mit sehr langen und auch schwereren langbrennweitigen Tele-Objektiven von 500 – 1600 mm in den Alpen, insbes. dort auch Tiere, die sich nun mal nicht näher heranholen lassen als eben so, oder auch einzelne Gipfel aus der Landschaft herauszuholen – , habe ich es immer wieder erlebt, daß diese Brennweiten insbes. ab 600 mm, erst recht ab 800 mm eines sehr soliden "Unterbaus", sprich abgesehen vom Stativ selber auch des Stativkopfes bedürfen, um wirklich scharfe Bilder abzuliefern.
Dies beginnt schon – abgesehen von immer wieder auch gegebenen Windböen – beim Fokussieren, das sehr exakt sein muß, da mit zunehmender Tele-Brennweite die Schärfentiefe immer geringer ist bzw. wird. Schon die kleinste, minimalste Drehung sowie damit Abweichung am Fokusierring führt unweigerlich zur Unschärfe (ganz abgesehen von evtl. flimmernden Luftmassen). Wird manuell nachfokussiert, weil vielleicht der Autofokus doch nicht 100%ig sitzt oder es in der Astro-Fotografie wegen des sehr geringen Lichtes gar nicht anders geht als manuell zu fokussieren, so wird bei preiswerten Köpfen lange und immer wieder das Objektiv berührt, bis eben der Fokus exakt sitzt, und es gerät unweigerlich in Schwingungen, die je nach Kopf lange währen können und die wirklich exakte Fokussierung zum Geduldspiel werden lassen. Also, ein absolut solider, schwingungsarmer Unterbau, der Berührungen oder leichte Windböen sehr schnell schluckt, ist unabdingbare Voraussetzung, um brauchbare, vorführbare Ergebnisse zu erzielen. – Diesbzgl. war ich mit meinen bisherigen Stativköpfen nicht wirklich zufrieden.
Deshalb ließ ich mir von Foto Erhardt drei empfohlene Stativköpfe kommen, kaufte diese erst einmal, um sie parallel zu testen. Einen behielt ich schließlich, während ich die anderen beiden Köpfe ohne finanzielle Verluste wieder zurückgeben konnte. Dies war von Foto Erhardt toll, ein großes faires Entgegenkommen, was m.W. gewiß nicht selbstverständlich ist.
Unter diesen drei Köpfen war auch der Fluid-Kopf von Manfrotto MVH500 AH:
Nach dem Test der ersten beiden Köpfe – ein Gitzo Fluid-Gimbal-Kopf und ein Sirui Fluid-Video-Schwenkkopf – war ich sehr gespannt, wie sich nun dieser Manfrotto-Kopf in diesem Vergleichstest schlagen würde. Er kam auf das dritte Gitzo-Stativ (GT 4552 TS). Dieses kleine sehr kompakt zu handhabende Stativ nehme ich gern auf Hochsitzen / Ansitzen, wo es sehr beengt zugeht, um hier vor Ort Wild zu fotografieren (dies jetzt nur nebenbei erwähnt). Aufgrund seiner 5 Segmente ist es im Vergleich zu den anderen beiden schon rein aus sich heraus nicht unbedingt das stabilste; da sind die anderen in sich von Natur aus (weniger Beinsegmente, die bei Vollauszug herausgefahren werden) „steifer“, von daher weniger Anfällig für Vibrationen. Verständlich.
Übrigens: Als alle drei Fluid-Stativköpfe bei mir eingetroffen waren, habe ich sie total parallel mit immer der gleichen Kamera (Nikon Z8) und demselben Objektiv getestet, was das Verhalten nach einem Anticken an der Kamera oder am Objektiv oder beim Fokussieren desselben betraf. Nacheinander wurde die Z8 mit dem Z 600 mm f/6,3 VR S-Objektiv, sodann ergänzt mit dem Z Telekonverter TC 1,4x (= 840 mm), sowie mit dem Z 800 mm f/6,3 VR S-Objektiv und schließlich wiederum ergänzt mit dem Z Telekonverter TC 1,4x (= 1.120 mm) getestet. Mehrmals hin und her, um einen möglichst unmittelbaren Vergleich zu haben.
Dennoch, auf dem o.g. kleineren, an sich nicht ganz so stabilen Stativ macht der Manfrotto-Kopf eine tolle "Arbeit", gibt ein tolles Bild ab. Er ist nochmals wesentlich schwingungsfreier bzw. -ärmer als der Fluidkopf von Sirui. Bei diesem Manfrotto Fluid-Videoneiger kann mal fast sagen: Er ist in sich steif; und selbst wenn ich die Kamera mit dem 600 mm-Objektiv ganz bewußt antickte, um zu sehen, wie groß/stark sein Schwingen ist und wie lange es andauert, bis das Ganze wieder zur Ruhe gekommen ist, so kann ich nicht Anderes sagen: Das geht sehr fix! … ist zunächst einmal nicht so stark wie beim Sirui Fluid-Kopf und erst recht nicht so stark wie beim Gitzo Fluid-Gimbal-Kopf und ebbt sehr schnell ab, so daß man nach einem Scharfstellen mit Lupenansicht sehr schnell kontrollieren/ ersehen kann, ob der Fokus nun exakt sitzt oder nicht. — Nochmals: Wichtig ist dies im Gebirge, wenn man Tiere auf wirklich weiter Distanz sich nach Möglichkeit formatfüllend heranholen und exakt scharf fotografieren möchte, oder auch in der Astro-Fotografie, wo ohnehin wenig Licht ist und die exakte Scharfstellung schon von daher nochmals eine Herausforderung ist.
Sie als Leser können sich gewiß nun selber an drei Fingern abzählen, zu welchem Fluid-Kopf ich gegriffen habe. Ich danke Foto Erhardt sehr, dass es mir diesen Vergleichstest ermöglicht hat. DANKE!! … und ebenso Dank für das persönliche Verständnis des Mitarbeiters dort, Herrn Wolters. Das Geld für die anderen beiden Köpfe, das ich verständlicherweise zuvor habe ausgeben müssen, habe ich von Foto Erhardt voll und ganz ersetzt bekommen. Wirklich absolut kundenfreundlich!
H. Bolte
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