06.04.2021

Wolken verwischen per ND-Filter

Verleihe den Wolken in deinen Landschaftsaufnahmen einen ordentlichen Schuss Dynamik. Wir verraten, was du dafür benötigst und wie du deine Kamera richtig einstellst.

Neutraldichte- oder Graufilter helfen dabei, die Verschlusszeit einer Aufnahme deutlich zu verlängern. Jedes Bildelement, das sich bewegt, lässt sich so in einen kreativen Wischeffekt verwandeln. Üblicherweise kommt diese Technik bei Aufnahmen von fließendem Wasser zum Einsatz. Sie eignet sich aber auch, um Wolken eine zusätzliche Dynamik zu verleihen und deine Landschaftsaufnahmen so optisch deutlich aufzupeppen. Das Problem dabei: Wolken bewegen sich viel, viel langsamer als Wasser. Während bei Aufnahmen von Bächen oder Flüssen eine Verschlusszeit von einer bis zwei Sekunden für eine harmonisch-weiche Unschärfe genügt, haben die Wolken sich in dieser Zeit kaum von der Stelle bewegt. Du benötigst also eine deutlich längere Verschlusszeit, die du zudem bei grellem Tageslicht realisieren musst. Mit einem Graufilter erreichst du Verschlusszeiten von über 30 Sekunden. Lange genug, um auch Wolken verwischt darzustellen.

Das optimale Motiv finden

Das Wichtigste bei dieser Art von Aufnahme ist – wie so oft – das passende Motiv. Es gibt verschiedene Typen von Wolken, aber nur mit der richtigen Art gelingt das gewünschte Foto. Offensichtlich funktioniert ein Himmel voller gleichfarbiger Wolken nicht. Durch die Überlappung auf dem Bild wirkt der Himmel wie ein grauer Einheitsbrei, ohne Textur oder Kontrast. Suche stattdessen nach kontrastreichen Wolken-Bereichen. Dunkel vor hell, weiß vor dunkel oder ein Mix daraus. Weiße Gutwetterwolken vor blauem Himmel funktionieren ebenfalls und ermöglichen häufig sehr schöne Ergebnisse.

Auch aufkommende Stürme eignen sich ideal für beeindruckende Landschaftsaufnahmen mit verwischten Wolken. Halte Ausschau nach einem schwarzen Himmel und fotografiere die Wolken so, dass diese direkt auf dich zusteuern. Aufnahmen in der Dämmerung können ebenfalls sehr eindrucksvoll wirken. Kurz nach Sonnenuntergang verwandeln sich tiefe, dünne Wolken in pink oder orange glühende Himmelskörper. Besonders gut kommen die Farben zur Geltung, wenn sich dahinter noch dunklere Wolken befinden, die einen zusätzlichen Kontrast bieten.

Welche Richtung?

Geschwindigkeit und Richtung der Wolken spielen bei dynamischen Landschaftsaufnahmen ebenfalls eine zentrale Rolle. Je schneller sie vorbeiziehen, desto größer fällt die Strecke aus, die sie während der Belichtung zurücklegen. Und desto eindrucksvoller wirkt auch die Bewegungsunschärfe auf dem Foto. Zudem erzielen die Aufnahmen eine völlig andere Wirkung, wenn die Wolken sich quer durch das Bild anstatt auf dich zubewegen. Möglich sind beide Varianten – selbst von dir wegziehende Wolken können auf einem Foto hochinteressant aussehen. Achte beim Einrichten deines Bildes darauf, wo die Wolken beginnen und wo sie enden. Komponiere die Aufnahme so, dass die Dynamik der Wolken den Blick des Betrachters steuert. Nutze diese Art von Aufnahmen, um mit verschiedenen Kamerapositionen und Wolkenformationen zu experimentieren. Packe also zukünftig für deine Landschaftsaufnahmen stets einen Graufilter mit ein – es lohnt sich!

Diese Filter brauchst du

Graufilter/ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken, üblicherweise 0,3 ND, 0,6 ND, 0,9 ND und 1,2 ND. Doch selbst der 1,2 ND reduziert die Verschlusszeit nur um vier Blendenstufen – zu kurz für Wolkenbewegungen. Du kannst zusätzlich einen Polfilter verwenden, der die Belichtung nochmals um zwei Stufen verlängert. Ein weiterer 1,2-ND-Filter bringt die Verschlusszeit auf 15 Sekunden. Nicht schlecht, allerdings hast du dann drei Filter vor dem Objektiv. Schaue dich lieber nach einem noch stärkeren ND-Filter. Von Kaiser oder B+W gibt es beispielsweise einen „ND1000-Filter“, der das einfallende Licht um zehn Blendenstufen abdunkelt und so Verschlusszeiten über 30 Sekunden ermöglicht.

FilterfaktorBlendenstufenDichte (ND)
2x10,3
4x20,6
8x30,9
16x41,2
32x51,5
64x61,8
1000x103,0

Experten-Tipp: ND-Filter für Landschaftsaufnahmen

Ausschnitt wählen:
1.000x-Filter sind so dunkel, dass man beim Blick durch den Sucher nichts erkennt. Richte deshalb dein Bild ein, bevor du den Filter anbringst. Verwende einen zusätzlichen Grauverlaufs– oder Polfilter, um die Wirkung der Wolken zu verstärken.

Belichtung berechnen
Vielen Filtern liegt eine Tabelle bei, mit der du die Belichtungszeit entsprechend der Stärke des jeweiligen Filters berechnen kannst. Alternativ dazu stehen diese Informationen auch im Internet zum Download bereit. Zum Beispiel entstehen aus einer Verschlusszeit von 1/30 Sekunde mit einem 1.000x-Filter 30 Sekunden.

Bulb-Modus nutzen
Um Wolken verwischt abzubilden, solltest du mit einer Verschlusszeit von über 30 Sekunden fotografieren. Wähle den niedrigsten ISO-Wert, schließe die Blende und benutze einen ND-Filter. Wählen den Bulb-Modus »B« und nutze einen Fernauslöser, um den Verschluss so lange wie gewünscht geöffnet zu halten.

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