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Streaming für Einsteiger

»Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.«
Johann Wolfgang von Goethe

Ach, wenn doch alles einfach wär. Das Leben hält doch immer wieder Überraschungen bereit. Aktuell arbeiten viele Menschen vom Home Office aus und sehen sich mit Problemen konfrontiert, von denen manche nie gedacht hätten, dass es sie überhaupt geben könnte.

Neben zwischenmenschlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind nun einige Berufsgruppen gezwungen, eine große technische Hürde zu nehmen, die im Prinzip erstmal ganz winzig erscheint, sich aber als weit komplexer erweist, als gemeinhin angenommen:

Das Live-Streaming im Internet.

Verwöhnt durch Smartphones und deren einfache Video-Anruf-Funktionen wie FaceTime, Skype & Co. verspricht so ein Livestream mit mehreren Teilnehmern erstmal sagenhaft einfach zu sein. Anrufen, quatschen, fertig.

Was aber, wenn das Gespräch für andere einsehbar sein soll? Was, wenn eine zweite Bildquelle hinzukommt, um Inhalte zu verdeutlichen? Für ein breiteres Publikum sollen dann vielleicht die Bildqualität auch gut und der Ton verständlich sein.

Ab jetzt wird’s kompliziert.

Streaming für Einsteiger
Lernen von zuhause aus dank Livestream – nicht nur technisch eine Herausforderung.

Hubraum lässt sich durch nichts ersetzen…

Am Anfang steht ein leistungsstarker PC oder Mac – ein unumstößlicher Fakt. Jeder, der schon mal ein Video geschnitten hat, kennt das Prozedere. Mehrere Videoquellen zusammen stückeln, Ton schneiden und mischen und am Ende rendern.

Dieses Rendern dauert mitunter relativ lange, je nachdem wie gravierend die Eingriffe auf das ursprüngliche Bildmaterial sind und in welches Format gespeichert wird.

Ein Livestream ist im Endeffekt nichts anderes als ein Videoschnitt, allerdings in Echtzeit. Es müssen also Video- und Tonquellen zusammengebracht und dann für den Stream optimiert werden, bevor das Resultat der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Wer das über ein zehn Jahre altes Notebook versucht, hat bereits verloren.

Prozessor, Arbeitsspeicher und Grafikkarte werden beim Streaming beansprucht. Hier darf also gerne eine moderne, leistungsstarke Lösung eingesetzt werden.

Andernfalls wird so ein Stream schnell zu einer bitteren Erfahrung mit Bild- und Tonaussetzern. Im Ergebnis ist der Stream dann für die Zuschauer schlicht unbrauchbar.

Ist dieses Fundament erstmal geschaffen, gilt es, das nächste Problem zu lösen: Ein gutes Bild.

Streaming für Einsteiger
Ein Livestream ist ein echter Kraftakt für jeden PC oder Mac.

Wie sieht’s denn aus?

Wer sich mal den Spaß macht und nach Problemen mit aktuellen Webcams sucht, kommt aus dem Googlen kaum wieder heraus. Belichtung, Kontrast, Weißabgleich und Autofokus sind bekannte Schwerpunkte des Webcam-Albtraums.

Wäre es da nicht schön, mit einer richtigen Kamera zu arbeiten? Sicher, Webcams versprechen einfaches Plug and Play dank einfacher USB-Verkabelung mit dem Rechner, damit hören die Vorteile dann aber auch schon auf.

Spiegelreflexkameras, spiegellose Systemkameras und Camcorder liefern logischerweise bedeutend… ach was, sag ich: unbeschreiblich bessere Bildergebnisse. Und mit einer lichtstarken Festbrennweite kann man die Blende so weit öffnen, dass das Wohnzimmer nicht mal aufgeräumt sein muss, denn der Hintergrund wird so weich, dass er keine Rolle spielt.

Und im Jahr 2020 würde man meinen, das sei sehr einfach gelöst: Kamera via USB an den Rechner klemmen und gut.

Weit gefehlt.

Eine klassische Kamera – egal, welcher Gattung – ist per sé erstmal keine Webcam. Das ist Fakt. Viele Modelle können dafür aber genutzt werden. Die meisten Leser werden es selbst schon erraten können: Natürlich mit Umwegen.

Was nicht passt, wird passend gemacht.

Das Bildsignal der Kamera muss irgendwie an den Rechner weitergegeben werden. Dafür nutzt man sogenannte Capture Cards. Die sind dafür gedacht, das HDMI-Signal der Kamera aufzunehmen und in ein Videosignal umzuwandeln, dass dann vom Rechner über eine USB-Schnittstelle genutzt werden kann. Aber auch das ist nicht so einfach Plug and Play.

Die Kamera muss in der Lage sein, Clean HDMI zu liefern. Wem nutzt ein Bild mit Einblendungen über das aktuelle Aufnahmeprogramm, Blende, Zeit, ISO und (da gehen wir gleich noch ins Detail) Batteriestand. Das nackte Bild ist interessant, und das lassen leider nicht alle Kameras übertragen.

Hat man diesen Schritt genommen, stoßen wir auf die nächste Schwierigkeit: Hält die Kamera einen längeren Livestream überhaupt durch? Und dieses Problem ist zweigeteilt. Zum einen wird so ein Kamerasensor mitunter sehr heiß, wenn er dauerhaft mit Strom versorgt wird, zum anderen muss natürlich die Stromzufuhr mitspielen. Akku platt, Stream beendet. Logisch, oder?

Die idealen Streaming-Kameras sind deshalb Camcorder. Sie lassen sich meistens mit Netzstrom betreiben und sind für längere Aufzeichnungen konzipiert. Bei einer Spiegelreflex-Kamera hätte ich Sorge, bei einem dreistündigen Stream den Sensor zu grillen, auch wenn Sie den Betrieb mit externer Stromversorgung erlaubt.

Sehr gut geeignet für einen hochwertigen Stream: Camcorder.

Nun kann die beste Kamera der Welt nur das einfangen, was ihr präsentiert wird. Die wenigsten Räumlichkeiten bieten die idealen Lichtverhältnisse, um Personen in einem Stream gut aussehen zu lassen.

Eine Deckenbeleuchtung ist die denkbar schlechteste Lichtsituation, denn durch das Licht von oben wirkt die Person müde und alt. Eine gute Ausleuchtung Deines Bildes ist deshalb unumgänglich.

Mit LED-Panels werden hier momentan die besten Ergebnisse produziert. Viele dieser Geräte erlauben neben einer Helligkeitsregelung auch die Option, die Farbtemperatur anzusteuern.

Damit siehst Du stets frisch und gesund aus, wenn Du vor die Kamera trittst. Klar, es kommt neben dem Stativ für die Kamera noch ein Stativ für das Licht hinzu, aber das lohnt sich. Wirklich.

So viele Lampen braucht es gar nicht, um vor der Kamera gut auszusehen.

Der Ton macht die Musik

Nehmen wir an, dieser Teil ist gemeistert. Am Tisch werkelt ein leistungsstarker PC- oder Mac-Bolide, und per angeschlossener Capture Card bekommen wir ein brillantes und professionell ausgeleuchtetes Bild von unserer Kamera geliefert. Klingt gut?

Glaube ich noch nicht.

Der Ton ist in vielen Streams noch wichtiger als das Bild, und mittlerweile dürfte jeder mitbekommen haben, wie schlecht die Tonqualität der verbauten Mikrofone in Kameras ist. Die Lösung ist entweder ein separates USB-Mikrofon oder ein externes Mikrofon auf oder an der Kamera.

Die Lösung per USB ist flexibler, weil das Mikrofon beliebig positioniert werden kann, bedeutet aber für den finalen Stream eine weitere Datenquelle, die separat gemanagt werden will. Den Ton über die Kamera mit einzuschleifen ist einfacher und mitunter weniger fehleranfällig.

Voraussetzung ist natürlich, dass die Kamera überhaupt über einen Mikrofoneingang verfügt. Auch das ist kein Standard und muss bei manchen Kameras über einen separat erhältlichen Batteriegriff hinzugekauft werden.

Und auch den gibt es nicht für jedes Modell.

Sollte also ein Eingang verfügbar sein, muss nun das passende Mikrofon ausgewählt werden. Du streamst alleine? Dann ist ein Lavalier-Mikro interessant. Es sind vielleicht mal zwei Personen im Bild und die Kamera hat einen größeren Abstand? Ein Lavalier-Funk-Set dürfte Spaß machen.

Es könnten sogar noch mehr Personen beteiligt sein? Dann könnte ein Richtmikrofon auf dem Zubehörschuh der Kamera das richtige sein.

Aber bitte mit integrierter Spinne, damit die Betriebsgeräusche der Kamera nicht übertragen werden.

Da gibt es jedenfalls mehrere Möglichkeiten, je nach Anspruch und Geldbeutel. Und setz ruhig auf ein Paar bequemer Kopfhörer.

Andere Stream-Teilnehmer über einen Lautsprecher auszugeben ist eine ganz schlechte Idee, denn dann wird den Zuschauern der Ton doppelt geliefert. Zeitversetzt. Ergo: Hallo, Echo… Echo…

Richtig profesionell wird es dann mit einem separaten Mischer und per XLR verkabelter Mikrofone. Aber wenn Du sowas nutzt, liest Du hier eh nicht mit.

Du streamst bereits. Fakt.

Mikrofon und Kopfhörer sind essenzielle Begleiter für jeden Stream.

Und jetzt kräftig rühren…

Nun müssen diese ganzen Zutaten noch zusammengebracht und veröffentlicht werden. Eine kostenlose Möglichkeit ist die Software OBS (Open Broadcaster Software), in der Bild, Ton, Fenster von Applikationen, Fotos, Musik, Skype-Anrufer und allerlei mehr arrangiert werden, um auf die Streaming-Portale dieser Welt losgelassen werden zu können. Der Umgang damit erfordert natürlich auch eine gewisse Einarbeitung.

Wir fassen zusammen. Du benötigst einen leistungsstarken Rechner, eine Streaming-taugliche Kamera, flexibles Licht, ein gutes Mikrofon, eine Capture Card, eine Streaming-Software, Inhalte und eine stabile Internetverbindung.

Eventuell solltest Du noch über einen Moderator nachdenken, je nachdem, wie viele Teilnehmer sich in Deinen Streams tummeln. Damit steht dann einem lehrreichen oder unterhaltsamen Stream nichts im Wege.

Ich wünsche viel Erfolg.

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