22.08.2018

Reisefotografie – ein paar Tipps

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, sagt der Volksmund. Seit Erfindung der Fotografie wird nicht nur erzählt, sondern es werden auch Fotos herumgereicht, wobei dies heute eher das Smartphone ist, auf dem eine jeder dann die schönsten Bilder der Reise – meist abgelegt in einem Cloud-Speicher – anschauen kann. Ja, sicher fotografieren einige auch ihre Urlaubserinnerungen mit einen Telefon, ich möchte aber heute hauptsächlich auf die Urlaubsfotografie mit einer herkömmlichen System- oder Spiegelreflex-Kamera eingehen. Warum, das wirst Du spätestens sehen, wenn Du versuchst Dir ein (z.B. über unsere Bilderwelt bestelltes) 50×70 cm großes Foto-Poster von einem Smartphone ins Wohnzimmer zu hängen.

Planung ist das halbe Leben

An jedem Ziel einer Reise bzw. jedes Urlaubsziel warten neben besonders empfehlenswerten Sehenswürdigkeiten auch diverse Herausforderungen auf Dich. Du solltest Dich also vor Antritt Deiner Reise gut bis sehr gut über Deine Reiseziel informieren oder dies spätestens im Flieger bzw. sofort nach der Ankunft nachholen. Im Web gibt es zahllose Seiten mit Informationen, Tipps, Routen und Karten über oder zum jeweiligen Reiseziel. Auf Google Maps und Google Street bekommst Du schon mal einen Eindruck vom Zielort. Auf meinem letzten Urlauben haben mir die Tipps in diversen Reiseforen von Leuten, die schon mehrfach dort waren, oftmals sehr geholfen. Neben dem Smartphone sollte auch immer ein oldschool Reiseplan mit dabei sein, mir ist es mehr als einmal passiert, dass der Akku im Smartphone aufgab und bei den heutigen Smartphones ist der ja nicht immer wechselbar. Gut, dass es mittlerweile so etwas wie eine Powerbank gibt. Diese bringt aber nichts, wenn kein Netzempfang möglich ist!

Recherchiere unbedingt auch, ob in Deiner Urlaubszeit vielleicht kulturelle Veranstaltungen anstehen, schließlich wäre es schade, wenn Du diese und damit wahrscheinlich auch einige der besten Fotogelegenheiten verpasst. Informiere Dich auch bereits über Baumaßnahmen oder Sperrungen vor Ort bzw. auf den Routen, auf denen Du fahren möchtest.

Bei mir war einmal der Highway One gesperrt, so dass ich die Reise durch Kalifornien vorab komplett umplanen musste und einmal standen wir zu dritt am Bahnhof Paddington und dachten uns „Oh, hier ist es aber heute wunderbar leer„, dabei war der Bahnhof aufgrund einer massivem Fahrplanumstellung und dem damit verbundenen Softwareupdate an diesem Tag komplett geschlossen. Das wurde ein wilder Ritt quer durch London zum Flughafen, da der Heathrow Express natürlich auch nicht fuhr. Generell lässt sich sagen: je besser Du Dich schon vor der Reise vorbereitest, desto besser kannst Du Dich während der Reise auf das, was Du siehst und erlebst und natürlich auch auf das Fotografieren dessen konzentrieren.

Deine Kamera

Panoramafotos? Sowas kann meine Kamera? Interessant, hätte ich das mal schon in meinem Urlaub gewusst. Das sollte Dir nicht passieren!
Daher das Wichtigste vorab – nicht nur für Fotografieren im Urlaub: lerne Deine Kamera kennen. Es bleibt Dir, Deiner Geldbörse und Deinen Ansprüchen vorbehalten womit Du fotografierst, aber Du solltest wissen welcher Knopf an der Kamera wofür ist und wo sich zum Beispiel die Gegenlichtfunktion oder der Serienbildmodus versteckt. Sicherlich lässt es sich mit einer Kompaktkamera unbeschwerter fotografieren als mit einer Spiegelreflexkamera, aber bei Nachtaufnahmen oder Portraits, wirst Du eine hochlichtstarke Optik und einen möglichst großen Sensor beim Beurteilen der Bilder zuhause zu schätzen wissen. Du musst nicht zwingend vom Fisheye bis zum 800 mm Tele alle Objektive mit Dir herumschleppen, aber schaden kann es nicht. Nun ja, vielleicht Deinem Rücken, daher nutz ich – auch altersbedingt – seit einigen Jahren eine Systemkamera.

Bitte nichts vergessen

Das Schlimmste, was mir letztes Jahr in Frisco passierte war, dass wir überraschend um 23 Uhr noch zu einer weiteren Lokation wollten und ich dort vor Ort feststellte, dass dies genau der Ort war, den ich gesucht hatte. Leider waren mittlerweile beide Akkus nahezu leer. Das war ein noch frustrierendes Erlebnis als mein Besuch auf der Expo 2000 als ich bemerkte, dass ich die nur eine Speicherkarte – und zwar die kleinste von allen – dabei habe. Seitdem habe ich lieber zu viele Speicherkarten dabei als zu wenig und jetzt drei statt zwei Ersatz-Akkus und achte auch darauf, sie Nachts alle aufzuladen und morgens auch wieder in die Fototasche zu stecken. Weiterhin in meinen Augen wichtig für einen Hobby-Fotografen, auch und gerade wenn er im Urlaub ist: mindestens ein Reisestecker, unzählige Microfasertücher, einen Blasebalg, einen Reinigungspinsel, neben dem Pol- noch einen ND-Filter und natürlich ein Blitzgerät.

Morgenstund hat Gold im Mund

Sonnenaufgang im Death Valley

Der sehr frühe Vormittag eignet sich besonders gut, um mit der Kamera auf Tour zu gehen. Raff Dich also und geh schon in der Morgendämmerung auf Tour. Zumeist lohnt es sich. Während die anderen bei unserem Westküsten-Urlaub noch schlummerten, hatte ich schon den Sonnenaufgang im Death Valley fotografiert, eine Klapperschlange erschreckt und unser kleines Häuschen von allen Seiten, außer von unten, abgelichtet. Touristen waren eh nicht unterwegs, denn gefühlt waren wir dort die einzigen Menschen weit und breit.
Aber auch in den Städten mit Ausnahme von Vegas sind am frühen Morgen, außer anderen Verrückten mit dem gleichen Hobby keine Touristen unterwegs.

12 Uhr Mittags

Menschenleerer Strand am Mittag

Ich behaupte nun nicht, dass ich zwischen 10 und 16 Uhr nicht fotografiere, aber vom Licht her ist diese Zeit nicht sonderlich attraktiv. Hier hilft zum einen eine Gegenlichtblende und ein Polfilter. Mit letzterem bekommt man wenigstens noch etwas Zeichnung in den Himmel und er mindert auch den Dunst. Landschaften und Gebäude in der prallen Sonne sind in der genannten Zeit problematisch zu fotografieren. Das Licht ist sehr hart und die Schatten fallen kräftig aus. Architekturaufnahmen, Abstraktes und Detailaufnahmen können allerdings vom kräftigen Sonnenlicht sogar profitieren, vor allem vor einem (durch Polfilter recht) satten blauen Himmel. Am Mittelmeer kannst Du zu dieser Zeit wunderschöne Fotos der typischen weiß getünchten Häuser machen. Diese Zeit bietet sich auch für Strandmotive an, denn selbst knallharte Sonnenanbeter verlassen dann zwischendurch mal den Strand und überlassen einem passioniertem Landschaftsfotografen die Szenerie.

Die blaue Stunde

Leider ist die sogenannte blaue Stunde kürzer als ihr Name vermuten lässt, denn sie ist für Fotografen mit die schönste Zeit des Tages. In der Zweit zwischen Sonnenuntergang und Einbruch der Dunkelheit ist der Himmel tiefblau und alles sieht geradezu künstlich beleuchtet aus. Genau In dieser kurzen Zeitspanne können sehr reizvolle Bilder entstehen. Das Blau erscheint dann nicht wirklich kalt, sondern schon eher warm, die Farben innerhalb der lauen Stunde sind ungemein harmonisch. Je nach Aufenthaltsort ist die blaue Stunde mit wenigen Minuten recht kurz (am Äquator), mit bis zu 50 Minuten fast eine Stunde (in Europa zur Sommersonnenwende) oder (am Nord- und Südpol) weit über eine Stunde lang.

Menschen porträtieren

Allein beim Gedanke daran wildfremde Leute anzusprechen und sie zu fragen, ob ich ein Foto von ihnen machen darf, habe ich einen Kloß im Bauch. So fotografiere ich im Urlaub dass was ich kann: Landschaften und Details. Nicht selten unterhält sich meine Frau währenddessen mit  Einheimischen über das Land oder unsere Heimat, über das Wetter oder den verrückten Typ da mit der Kamera. Über meine Frau ist es dann auch schon ein paar Mal dazu gekommen, dass ich ein Portrait gemacht habe. Eigentlich nicht mein Ding. Ich wurde bei Kodak in Stuttgart vor hundert Jahren in Sachen Portraits geschult, aber … so fremde Leute ansprechen … da bin ich zu schüchtern.
Wenn Du offener bist, dann solltest Du unbedingt nicht nur Land sondern auch Leute fotografieren. Wichtig ist dabei vor allem Würde und Respekt. Vom Foto her ist es ratsam eine Brennweite um 100 mm zu nutzen, denn da ist der Abstand von der Nasenspitze bis zum Ohr so, wie wir es auch ohne Kamera gewohnt sind und natürlich immer auf die Augen oder das Auge, dass am dichtesten zur Kamera ist, scharf stellen. Umstellen auf Singel-AF (AF-S) nicht vergessen. Nichts ist schlimmer als ein Portrait bei dem ein Ohr aber kein Auge scharf ist.
In manchen Ländern ist es üblich, dass die Einheimischen etwas vom Fotografen für das Foto erhalten. Vor 30 Jahren war es auf Kuba mit ein oder zwei Kugelschreibern getan, heute ist auch dort harte Währung gefragt. Wenn Du nicht breit bist etwas für ein Bild zu zahlen, dann fotografiere bitte auch nicht.

Kreativität im Urlaub

Auch eine Form von kreativer Fotografie

Im Urlaub fotografieren viele wie wild drauflos. Gut, sie haben am Ende nur viele schnelle Schnappschüsse, aber sie wollen wohl auch nicht mehr. Wenn Du mehr möchtest, dann solltest Du Dich auch im Urlaub fragen, ob der Hintergrund den Blick des Betrachters vom eigentlichen Hauptmotiv ablenkt oder ob das Motiv im Hoch- oder im Querformat besser zur Geltung kommt. Ja, manchmal habe ich das Gefühl einige wissen nicht, dass man eine Kamera auch drehen kann. Vielleicht wirkt das Bild auch besser mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen oder ist weniger mehr und Du solltest den Bildausschnitt mit einem Teleobjektiv möglichst klein halten. Wie bekomme ich bei praller Sonne die Blende weiter auf um mit der Schärfentiefe zu spielen, warum fließt der Bach auf meinem Foto nicht? Ah, klar, wo ist mein ND-Graufilter? Das schönste Motiv rettet ein schlecht komponiertes Bild nicht. Sollte die Person direkt in die Kamera blicken oder besser nicht?

Die Drittelregel (rot) und der goldene Schnitt (grün)

Wie war das noch mal mit der Drittelregel und dem goldenen Schnitt? Und auch die viel zitierte Drittelregel ist oftmals aber nicht zwangsläufig ein guter Anhaltspunkt für eine interessantere Komposition.

Egal wo die (fotografische) Reise auch hingeht: Dir muss nicht nur der Urlaub, sondern auch das Foto gefallen und auch, wenn Du irgendwann feststellst, dass es schon jemanden gegeben hat, der das gleiche Motiv ähnlich oder gar interessanter aufgenommen hat. Es ist Dein Foto und beim nächsten Urlaub hast Du sicher eine andere Herangehensweise.

Erlaubt ist was gefällt … Blick aus unserem Domizil in Pismo Beach

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