The Soul of India – Interview mit Claudia S. Endres
Zu unseren FotoFachTagen am 20. und 21.09.2019 präsentieren wir unter dem Motto „Live on stage“ renommierte Fotografen und Fotografinen, die von ihrer Arbeit berichten. In diesem Jahr präsentiert Claudia S. Endres ihre Multivisionsshow „The Soul of India“. Wir haben uns vorab mit Ihr zum Interview getroffen.

Foto Erhardt: Hallo Frau Endres. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Wir freuen uns schon sehr auf Ihren Vortrag. Bitte stellen Sie sich doch einmal kurz vor.
Inhalt
- 1 „Die Fotografie spiel in allen Bereichen meines Lebens eine große Rolle“
- 2 „Am meisten fasziniert mich der Kontakt mit anderen Menschen“
- 3 „Ich fotografiere ausschließlich im RAW-Format“
- 4 „Ich bleibe offen für neue Ideen und höre zu, was mir die Menschen erzählen.“
- 5 „Ein gutes Blitzgerät und ein Stativ habe ich immer dabei!“
- 6 „Ich habe mindestens 10 Kamerataschen und Rucksäcke.“
- 7 „Mein wichtigster Tipp: Nehmen Sie sich Zeit!“
- 8 Tickets für die FotoFachTage
„Die Fotografie spiel in allen Bereichen meines Lebens eine große Rolle“
Claudia S. Endres: Ich fotografiere schon seit meiner Kindheit und habe nach meinem Berufsstart in der Versandhandelsbranche vor 14 Jahren auch beruflich in die Fotobranche gewechselt. Hier bin ich als Marketingleiterin tätig. Die Fotografie spielt damit in allen Bereichen meines Lebens eine große Rolle. Mein fotografischer Schwerpunkt liegt vor allem auf der Reisefotografie.
Foto Erhardt: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Claudia S. Endres: Nachdem ich viele Jahre hobbymäßig fotografiert hatte und dabei die verschiedensten Länder bereist habe, entstand bei mir der Wunsch mich über mehrere Jahre auf ein Land zu konzentrieren und daraus ein professionelles Fotoprojekt zu machen. Da ich seit 20 Jahren einen engen Bezug zu Indien habe, fiel dabei meine Wahl auf dieses fremde und faszinierende Land. Und so begann eine lange Phase intensiver Indien-Reisen, an deren Ende nun meine Multivision „Soul of India“ steht, die seit dem Herbst 2018 bereits auf mehreren namhaften Fotofestivals zu sehen war.
Foto Erhardt: Seit wann fotografieren Sie beruflich?
Claudia S. Endres: Meine Fotografie betreibe ich sehr ambitioniert und professionell; doch mein Beruf ist und bleibt das Marketing für RINGFOTO, dem größten Fotoverbund Europas, dem auch Foto Erhardt als Mitglied angehört.
„Am meisten fasziniert mich der Kontakt mit anderen Menschen“

Foto Erhardt: Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit? Was ist ihre Leidenschaft?
Claudia S. Endres: Ich liebe zwar alle Aspekte der Reisefotografie – die Fotografie der Sehenswürdigkeiten, Landschaftsaufnahmen, das Einfangen von Alltagsszenen und das Fotografieren auf Safaris. Doch mein Schwerpunkt und das was mich am meisten fasziniert, ist es mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen, möglichst viel über sie und ihr Land zu erfahren und ihre Persönlichkeit in ausdrucksstarken, emotionalen Portraits einzufangen.
Foto Erhardt: Wo liegen Ihre Herausforderungen in der Reisereportage? Was ist besonders schwierig?

Claudia S. Endres: Da ich vor allem Länder und Landesteile besuche, die touristisch nur bedingt erschlossen sind, liegt die erste Herausforderung meistens schon in der Reisevorbereitung. Es ist im Vorfeld oft schwierig, an die nötigen Informationen für meine Reiseplanung heranzukommen. Gerade bei Reisen zu indigenen Stämmen, in extrem abgeschiedene Regionen oder zu religiösen Festen mit Millionen von Besuchern, ist es im Vorfeld oft schwer abzuschätzen, was vor Ort fotografisch machbar ist. Und im Reiseland liegt dann die größte Herausforderung darin, zu den Menschen deren Sprache ich leider nie spreche, trotzdem einen persönlichen Kontakt aufzubauen.
„Ich fotografiere ausschließlich im RAW-Format“

Foto Erhardt: Welche Kameraeinstellung wählen Sie in den verschiedenen Situationen? Was ist hier generell zu beachten?
Claudia S. Endres: Natürlich hängt die Kameraeinstellung immer vom Motiv ab und kann damit stark variieren. Da ich den gestalterischen Einsatz von Unschärfe für einen der wichtigsten Aspekte guter Fotos ansehe, ist die von mir am meisten benutzte Funktion dann aber doch die Blendenvorwahl mit Zeitautomatik. Um mir wirklich alle Möglichkeiten bei der Bildbearbeitung offen zu halten, fotografiere ich ausschließlich im RAW-Format. Gerade Indien ist ein Land mit sehr harten Lichtverhältnissen und der hohe Kontrastumfang der Motive macht oft eine nachträgliche Korrektur der Lichter und Schatten erforderlich. Mein Autofokus steht fast immer auf dem „Einzelfeld“, weil ich sehr viel Portraits fotografiere und so am besten sicherstellen kann, dass dabei auch wirklich das richtige Auge fokussiert wird. Und auch bei allen anderen Motiven möchte ich selbst entscheiden, wohin meine Kamera fokussiert.
„Ich bleibe offen für neue Ideen und höre zu, was mir die Menschen erzählen.“
Foto Erhardt: Wie finden Sie auf Ihren Reisen das richtige Motiv?
Claudia S. Endres: Ich denke, die Reisefotografie sollte eine Mischung aus guter Vorbereitung und spontaner Flexibilität sein. Im Vorfeld recherchiere ich so viel wie möglich, um zu sehen, welche Motive ein Land bietet und um zu überlegen, wie ich mich von dem was es schon gibt, durch neue Perspektiven abheben kann.
Aber natürlich lasse ich mich auch von Ideen anderer Fotografen inspirieren. Und ich versuche mittels Google Maps und spezieller Foto-Apps schon zuhause herauszufinden, welche Lichtsituation ich an den Orten, die ich besuchen möchte, wohl vorfinden werde (Wann geht die Sonne auf? Wann liegen wichtige Motive in einem vorteilhaften Licht? etc.) Und ich überlege mir auch schon im Vorfeld, welche Fotos ich gerne machen würde, um ein umfassendes Bild von meinem Reiseland zu zeigen. Trotzdem bleibe ich vor Ort aber offen für neue Ideen und höre gut zu, was mir die Menschen, die ich treffe, erzählen. So bin ich schon oft auf spezielle Highlights gestoßen, die in kaum einem Reiseführer stehen und die manchmal viel interessanter waren, als die Motive, die ich ursprünglich im Blick hatte.

Foto Erhardt: Welches Equipment verwenden Sie? Welche Kamera nutzen Sie?
Claudia S. Endres: Ich fotografiere mit der Nikon D5, der Nikon D800 und der Olympus OM-D E-M 1 Mark II.

Foto Erhardt: Und welche Objektive nutzen Sie?
Claudia S. Endres: Ich habe die „klassischen“ drei Nikon-Vollformatzooms mit einer Lichtstärke von 2.8 (14-24mm, 24-70mm und 70-200mm), ein Portraitobjektiv mit 85mm und Lichtstärke 1.8, ein Makro-Objektiv und für Safaris auch ein starkes Nikon-Tele 200-400mm/4.0.
Speziell für die Olympus-Kamera habe ich neben den klassischen Zooms der Pro-Serie auch noch das wundervolle Pro-Objektiv 300mm/4.0 und das 8mm-Fish-Eye Pro.
Foto Erhardt: Nutzen Sie noch weiteres Equipment?
„Ein gutes Blitzgerät und ein Stativ habe ich immer dabei!“
Claudia S. Endres: Da ich viel mit entfesseltem Blitz fotografiere, habe ich immer ein gutes Blitzgerät dabei. Und auch ein Stativ fehlt nie. Bei Landschaftsaufnahmen setze ich gerne Graufilter eins, da ich Paläste und Städte oft während der blauen Stunde aufnehme.
Foto Erhardt: Warum haben Sie sich für diese Produkte entschieden?
Claudia S. Endres: Die Wahl auf Nikon fiel seinerzeit, weil mir persönlich das Bedienkonzept von Nikon am meisten gelegen hatte. Ich kam bei diesem System mit der Wahl des Autofokuspunktes am besten klar. Und die Olympus ist für mich mit ihrem relativ kleinen MFT-Sensor und der dadurch bedingten Handlichkeit die ideale Ergänzung. So kann ich auch Spezialobjektive mit dabei haben, die als Vollformatlinsen einfach zu groß und zu schwer wären, um sie noch zusätzlich mitzunehmen.

Foto Erhardt: Welche Kameratasche nutzen Sie und warum?
„Ich habe mindestens 10 Kamerataschen und Rucksäcke.“
Claudia S. Endres: Ich glaube ich habe mindestens 10 verschiedene Kamerataschen und Rucksäcke und variiere hier ganz nach Fotosituation und Equipment. Ich habe kleine, stylische Olympus-Taschen, eine schicke Umhängetasche von Manfrotto, Foto-Rucksäcke verschiedenster Größen und Marken und einen rollbaren Trolley von Lowepro, den ich immer auf meine Flugreisen mitnehme. Zusätzlich dazu sind bei meinen großen Reisen ausnahmslos immer zwei Hüfttaschen von ThinkTank mit dabei. Diese trage ich mit einem gepolsterten Hüftgurt. Nur so kann ich meine schweren Kameras einen Tag lang komfortabel bei mir haben und wenn es schnell gehen muss auch extrem schnell darauf zugreifen.
Foto Erhardt: Nutzen Sie noch besonderes Zubehör?
Claudia S. Endres: Nicht fehlen dürfen ausreichend viele Ersatzakkus, da die Stromversorgung, dort wo ich reise, oft über Tage hinweg sehr instabil sein kann. Und auch Speicherkarten kann man nie genug mit dabei haben. Ich sichere meine Fotos zwar abends immer auf einer externen Festplatte. Doch die Speicherkarten sind meine Sicherheitskopie und werden immer erst zuhause gelöscht. Für Safaris nutze ich meistens ein Gimbal und für Landschaftsaufnahmen habe ich meistens ein paar NISI-Filter im Gepäck.

Foto Erhardt: Welche Tipps haben Sie für andere Fotografen?
„Mein wichtigster Tipp: Nehmen Sie sich Zeit!“
Claudia S. Endres: Mein wichtigster Tipp ist „Nehmen Sie sich Zeit!“. Wirklich gute Fotos entstehen nur selten im Vorbeigehen. Sehenswürdigkeiten verdienen es oft, dass man sie mehrfach besucht. Manche Ansichten sind besser im Morgenlicht und andere wiederum besser im Abendlicht zu fotografieren. Und beim zweiten oder dritten Besuch kann man sich dann auch mehr auf die Details und ganz neue Perspektiven konzentrieren. Und auch gute Portraits und vor allem intensive Reportagen erfordern es, dass man sich Zeit nimmt. Man muss erst einmal das Vertrauen der Menschen gewinnen und im Idealfall mehrfach wieder kommen. So wird man irgendwann als selbstverständlich wahrgenommen und kann dann relativ frei fotografieren. Und so hat man auch die Chance, immer wieder neue Alltagsaspekte und Szenen eines Themas einzufangen.
Foto Erhardt: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen bzw. Momente bei der Fotografie?
Claudia S. Endres: Die allerschönsten Moment beim Fotografieren sind für mich diejenigen, bei denen ich schon auf dem Display erkennen kann, dass mir gerade ein ganz besonderes Foto gelungen ist. Und die schönsten Erinnerungen sind meine Begegnungen mit interessanten oder einfach ganz besonders liebenswerten Menschen. Dazu gehören auch die vielen Stunden in wundervollen Monumenten, die um die Zeit des Sonnenaufgangs oft fast mir alleine gehört haben. Gerade in Indien öffnen ganz viele Sehenswürdigkeiten pünktlich zum Sonnenaufgang. Diese können um diese Zeit komplett ohne Reisegruppen und Pilgerscharen erlebt werden.
Unvergesslich wird mir auch immer die wundervolle antike Oasenstadt Palmyra in Syrien bleiben. Bei meinem Besuch im Jahr 2010 war diese noch nicht einmal eingezäunt oder mit einem Kassenhäuschen versehen. Man konnte damals vom benachbarten Hotel aus zu jeder beliebigen Uhrzeit und ohne Begleitung durch die alten römischen Prachtstraßen schlendern. Neben der Freude am Fotografieren sind es solche Momente, die für mich das Reisen in eher untouristische Regionen so faszinierend und unvergesslich machen.
Foto Erhardt: Vielen Dank für das ausführliche Interview. Wir freuen uns schon sehr auf Ihre Multivisionsshow.
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