05.06.2019

Street Photography

Kaum ein Genre der Fotografie ist so vielseitig wie die Street Photography: Architektur und Asphalt, Menschen und Momente, nah und distanziert.

Niemand kann so richtig definieren, was Street Photography eigentlich ist. Die Zusammenfassung von Wikipedia ist nicht schlecht: Allgemein ist damit eine Fotografie gemeint, die im öffentlichen Raum entsteht, auf Straßen, in Geschäfte oder Cafés hineinblickend, Passantengruppen oder Einzelne herausgreifend, oftmals als Momentaufnahme, aber ebenso essayhafte Abfolge und Milieustudie.

Aber viel interessanter ist, was du als Fotograf daraus machst. Wie du mit dem Unplanbaren umgehst, spontan auf Situationen reagierst. Und wie du mit der Zeit dein Auge für Street-Motive schulst – Lichtstimmungen nutzt, mit ungewöhnlichen Perspektiven und Ausschnitten spielst, die Angst davor verlierst, fremde Menschen zu fotografieren. Und immer für den schnellen Schuss bereit bist.

Starke Farben

Viele berühmte Street-Fotos sind Schwarzweiß – und viele Fotografen sagen auch heute noch, dass das reduziertere Schwarzweiß eigentlich leichter ist, als mit der Komplexität der Farbe umzugehen. Der wichtigste Tipp, der auch für viele andere Arten der Fotografie gilt: Suche nach Kontrasten. Ein Farbklecks in der grauen Straße, eine Frau im roten Kleid vor einer hellblauen Wand – Komplementärfarben, eventuell in der Bildbearbeitung noch verstärkt, funktionieren immer. Auch fehlende Farbkontraste machen Bilder interessant: Wie wäre es zum Beispiel mit Frau im gelben Kleid vor gelber Wand? Oder ein Bild mit nur warmen oder nur kalten Farben.

Was auf jeden Fall stimmen muss, ist das Licht: Die Goldene oder Blaue Stunde sind ideal – also eine Stunde vor/nach Sonnenauf- und -untergang. Dann leuchtet die Stadt durch die Kraft der Sonne oder weil die Lichter überall angehen. Die ganze Szenerie wird kontrastreicher, die Schatten sind länger, auf den Straßen ist viel los. Wer Menschen fotografieren will, kann sich in der Stadt zum Beispiel die Leute auf dem Weg zur oder von der Arbeit vornehmen.

Fotografieren kannst du einfach im Automatikmodus, gerne auch mit ISO 1.600. Zur Goldenen und Blauen Stunde lohnt es sich, die Belichtung gegebenenfalls etwas korrigieren – eine Blende unterzubelichten führt zu oft den stärkeren Bildern.

Ein Auge für Details

Wer als Steet-Fotograf durch die Stadt streift, der muss die Augen offen halten – denn er weiß vorher nicht, was ihn erwartet. Street Photography ist zum großen Teil nicht planbar: Gibt es dort eine Pfütze, in der sich das Gebäude schön spiegelt? Wird genau im richtigen Moment ein verliebtes Paar als Silhouette in meinen Bildausschnitt laufen? Kommt die Sonne noch einmal schön durch, um genau das eine Schild, das ich fotografieren will, anzustrahlen? Stattdessen müssen wir hoffen und schnell reagieren.

Der wichtigste Tipp: Lass dich treiben. Schaue nach großen Szenen, mit Menschen an bekannten Orten, aber auch nach kleinen Details, am Boden und in Seitengassen. Das mag uns auf Reisen leichter fallen, funktioniert aber auch wunderbar am Heimatort. Lass dich von den Großmeistern inspirieren: Hund und Herrchen (à la Elliott Erwitt), die Absurdität des Alltags (wie in „Souvenir“ von Martin Parr), unglaubliche Nähe zu Fremden (wie bei Bruce Gilden) oder eher grafisch-abstrakt (wie viele Werke von Melissa Breyer in „True Stories“). So vielfältig ist Street Photography!

Street-Porträts

Street Photography macht Spaß und zeigt Missstände auf. Und deswegen ist Street Photography oft ziemlich invasiv: Wir fotografieren Menschen, die wir nicht kennen und nicht um Erlaubnis gefragt haben. In Situationen, die uns belustigen oder traurig machen. Aber wo ist die Grenze, wenn ich Menschen aus dem einen oder anderen Beweggrund fotografiere? Sollte ich nicht lieber vorher fragen? An dieser Frage scheiden sich die Geister: Die einen wollen Authentizität, die anderen sagen: Warum sollte ich ein Street-Porträt nicht ein Stück weit inszenieren dürfen? Entscheiden kann das nur der Fotograf selbst, abhängig von der Situation und den Bildern, die er gern machen will. Kleine Faustregel: Wenn man selbst so nicht fotografiert werden wollte, sollte man vielleicht noch einmal darüber nachdenken…

Viele Aufnahmen werden sogar besser, wenn man mit seinen „Models“ spricht. Erzähle zum Beispiel, dass du ein Foto-Projekt über die Stadt und ihre Bewohner machst und sie gerne fotografieren möchtest – und nimm dir dann ein bisschen Zeit fürs Fotografieren, denn du willst ja keine gestellten Posen.

Welche Technik nimmst du mit?

Wenn es um Street-Fotografie geht, gibt es für kein perfektes Kit, aber es gibt eine Menge toller Kameras, den Job sehr gut machen. Eine Voraussetzung ist, eine Ausrüstung zu finden, die dir hilft, so unauffällig wie möglich zu sein. Du willst unauffällig arbeiten? Mit einer großen DSLR fällst du auf die ein bunter Hund.

Besser sind Modelle wie eine Canon PowerShot G5X oder eine Canon EOS M50 mit dem 22mm-Objektiv. Auch eine Ricoh GR3 oder eine Sony RX100 VA sind unglaublich leistungsstark, sehen aber für den Laien ganz harmlos aus. Wenn es unbedingt Vollformat sein soll, greif zu einer spiegellosen Kamera mit Klappdisplay, so kannst du unauffällig arbeiten. Das Objektiv sollte ebenfalls klein sein: Ein 50mm oder 35mm mit einer hohen Lichtstärke sind echte Kracher auf der Straße.

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