Elke Vogelsang – Auf den Hund gekommen

Foto Erhardt: Hallo, Frau Vogelsang. Schön, dass wir uns treffen. In diesem Jahr sind Sie eine unserer Referentinnen auf den FotoFachTagen. Unsere Besucher dürfen sich dann auf Ihren Vortrag „Auf den Hund gekommen“ freuen. Daher freuen wir uns, dass wir Sie jetzt einmal ausführlich vorstellen dürfen. Bitte stellen Sie sich doch einmal kurz vor. Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Elke Vogelsang: Mein Name ist Elke Vogelsang. Zur Fotografie bin ich gekommen, als ich einen Ausgleich zu einer sehr stressigen Zeit aufgrund von kranken Familienangehörigen gesucht habe. Da die Fotografie sich als ein kreativer Ausgleich für mich entpuppte, wollte ich so viel Zeit wie möglich damit verbringen. Seit 2011 fotografiere ich beruflich.

Inhalt
Einzigartige Hundefotos
Foto Erhardt: Sie sind bekannt für Ihre einzigartigen Hundefotos. Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?
Elke Vogelsang: Mit meinen Bildern möchte ich die vielen Facetten und das lustige, urige aber auch zuweilen melancholische Wesen von Hunden zeigen. Für mich sind häufig eher die Bilder interessant, die sich der Besitzer nicht an die Wand hängen würde: die Gähner, der gelangweilte Blick, die verschrobenen Gesichtsentgleisungen, der skeptische Blick.

Foto Erhardt: Das klingt sehr spannend. Worin bestehen für Sie die Herausforderungen? Was ist besonders schwierig?
Jeder Hund ist etwas Besonderes…
Elke Vogelsang: Jeder Hund hat seinen ganz eigenen Charakter. Mit jedem Hund, den ich treffe, lerne ich wieder etwas neues. Sie stellen mich alle vor andere Herausforderungen. Da ist der sture Senior, der meine seltsamen Geräusche allenfalls mitleidig zu ignorieren scheint. Ist er vielleicht doch taub? Oder der ängstliche Tierschutzhund, der erst Vertrauen fassen muss und dann post als hätte er nie was anderes gemacht. Der ignorante Dackel, der sich für nichts interessiert außer mein Studio zu erkunden. Alle diese Hunde brauchen eine andere Herangehensweise, um sie freudig für Bilder posieren zu lassen. Man sagt ja bekanntlich, man sollte nicht mit Kindern und Tieren arbeiten. Mir bereitet genau das besondere Freude.

Foto Erhardt: Das hört sich an, als wäre jeder Tag im Studio ein Abenteuer. Wie sieht Ihre Arbeit im Studio aus?
Elke Vogelsang: Wenn ich Besitzer und Hund zum ersten Mal treffe, ignoriere ich zunächst den Hund. Dieser hat auch zumeist etwas ganz anderes im Kopf als sich mit mir zu beschäftigen. Mein Studio ist sehr viel interessanter. Ich lasse dem Tier also Zeit, sich an die Umgebung zu gewöhnen, schalte mein Equipment ein, feuere ein paar Testschüsse ab, um zu schauen, wie der Hund reagiert. Zuckt er leicht, lasse ich ihm noch ein wenig mehr Zeit. Die allermeisten Hunde jedoch haben gar kein Problem mit Blitzlicht. Wenn ein Hund mal davor Angst hat, ist es eher das Geräusch als das Licht selber. Daher sind meine Blitze auch nie auf volle Leistung gestellt, damit sie nicht so laut auslösen. Letztendlich erhält der Hund beim Shooting dann viel Lob und viele Leckerlies. Die allermeisten Hunde wollen dann gar nicht mehr gehen und sehen aus, als könnten sie ihr Glück gar nicht fassen, für ja eigentlich nichts anderes als Rumsitzen „Kekse“ zu bekommen.
Die verschiedenen Kameraeinstellungen
Foto Erhardt: Welche Kameraeinstellungen wählen Sie in den verschiedenen Situationen?
Elke Vogelsang: Draußen fotografiere ich gerne mit Offenblende, um den Hintergrund unscharf zu gestalten und so den Hund herauszustellen. Im Studio nutze ich zumeist eine kleine Blende, um möglichst viel vom Hund scharf zu bekommen.

Foto Erhardt: Können Sie das genauer beschreiben?
Elke Vogelsang: Während ich im Studio zumeist das Fujinon 16-55mm nehme, um bei etwa 16mm verschrobene, urige Gesichter und mit etwa 55mm eher elegantere Portraits zu schießen, bin ich draußen viel mit Teleobjektiv unterwegs, um auch mal auf Distanz die Situationen und Action einzufangen. Hier ist das Fujinon 90mm f/2 mein Lieblingsobjektiv. Aber auch mit der Festbrennweite Fujinon 16mm f/1.4 fotografiere ich gerne auch draußen ein paar lustigere Portraits.

Auch wenn man für gewöhnlich den Kehrwert der Brennweite sicher halten sollte, ohne zu Verwackeln, nutze ich bei Hunden auch bei Portraits eine minimale Verschlusszeit von 1/400s. Wir haben ein Motiv, das lebendig ist und so mancher Jungspund bewegt sich, auch wenn er brav für ein Portrait sitzen sollte, gerne mal aufgeregt hin und her. In Verbindung mit dem kontinuierlichen Autofokus gehe ich hier sicher, dass Portraits scharf sind, egal wie aufgeregt der Hund ist. Bei Bewegungsaufnahmen nehme ich eine Verschlusszeit von mindestens 1/1000s, um auch den schnellsten Hund in der Bewegung einzufrieren.
Die richtige Motivwahl
Foto Erhardt: Wie gehe ich richtig mit dem Motiv (z.B. mit einem Tier) um? (Wie finden Sie das richtige Motiv?)
Elke Vogelsang: Ich habe eine Model-Datenbank von etwa 100 Hunden und Katzen, die ich alle in der Vergangenheit bereits kennen gelernt und fotografiert habe. So habe ich für Auftragsarbeiten eine große Auswahl an Kandidaten, die für den besonderen Job passen könnten. Auch fotografiere ich laufend für mein eigenes Lizenzarchiv mit Bildern, die ich verkaufe. So lerne ich laufend Hunde kennen und mit jedem Hund lernt man einen neuen Trick.

Ich versuche möglichst ruhig aber mit besonnener Begeisterung für mein Model ans Werk zu gehen. Manch Hund überdreht schnell. Ein bisschen Aufregung ist gar nicht verkehrt. Viel schwieriger finde ich es, Senioren zu fotografieren, die schon alles gesehen und erlebt haben und die ich nur schwer beeindrucken kann. Da muss man schon ganz schön in die Trickkiste greifen, um diesen einen interessierten Gesichtsausdruck zu entlocken. Hierfür habe ich einiges an Geräuschemachern. Außerdem machen die meisten Hunde natürlich wunderbar für Leckerlies mit. Aber auch hier bin ich erst einmal vorsichtig, damit ich den leckerliebesessenen Beagle nicht sofort auf dem Schoß hängen habe, was das Fotografieren enorm erschweren würde.
Das Equipement
Foto Erhardt: Welches Equipment verwenden Sie?
Elke Vogelsang: Ich fotografiere mit Fujifilm X-Kameras. Mein Arbeitstier ist die wunderbare Fujifilm X-T3, die auch bei Hunden in Bewegung nichts zu wünschen übrig lässt.

Im Studio benutze ich fast ausschließlich das Fujinon 16-55mm f/2.8, da es für mich auf dem eher eingeschränkteren Raum alles abdeckt, was ich brauche.
Wenn ich mich für zwei Objektive entscheiden müsste, wären es aber wohl das Fujinon 16mm f/1.4 und das Fujinon 90mm f/2, die ich wählen würde. Ich liebe Festbrennweiten und ihre Lichtstärke für Bilder draußen. Sie bieten auch bei Offenblende eine Knackeschärfe und sind handlicher als so manch Zoom-Objektiv. Möchte ich jedoch so flexibel wie möglich aufgestellt sein, packe ich meine beiden Zooms, das Fujinon 16-55mm f/2.8 und das Fujinon 50-140mm f/2.8 ein. Die sind Brot- und Butterlinsen, die für alle Einsatzzwecke reichen.

Ein Blick in die Kameratasche…
Foto Erhardt: Was darf auf keinen Fall in Ihrer Kameratasche fehlen? Haben Sie etwas Außergewöhnliches in Ihrer Tasche versteckt?
Elke Vogelsang: Meine Kameratasche ist der Trolley Vanguard Quovio 49T. Er hat mich schon durch dick und dünn begleitet, ist hart im Einsatz. So manch Hund hat schon drauf rumgehüpft, er muss mit mir durch Nass und Sand. Und sieht aus wie am ersten Tag.
Neben meiner oben beschriebenen Kamerausrüstung habe ich natürlich auch immer Leckerlies, Spielzeug, Geräuschemacher, Fellbürste mit dabei.
Außerdem ist ein Reflektor mit dabei, den ich aber zumeist dazu verwende, drauf zu liegen. Für das abendliche Portrait im Gegenlicht ist er dann aber auch gut einsetzbar.

Immer hartnäckig bleiben…
Foto Erhardt: Welche Tipps haben Sie für andere Fotografen?
Elke Vogelsang: Wenn es darum geht, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern oder sich ein Geschäft aufzubauen, schlagen Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und kontinuierliche Weiterentwicklung das so hoch geschätzte Talent alle mal. Ich habe meine Fähigkeiten erst merklich verbessert, als ich konsequent daran gearbeitet habe. Zuvor hatte ich immer große Pausen zwischen meinen Versuchen besser zu werden und jedes Mal hab ich in irgendeiner Weise wieder von vorne angefangen. Ein Ein-Bild-pro-Tag-Projekt war dann der Durchbruch für mich, bei dem ich nach und nach immer mehr Verbesserungen sah.
Wenn es um den Umgang mit Hund und Tier geht, sorge ich dafür, dass es grundsätzlich allen Beteiligten – Model-Besitzer, Tier und auch mir – Spaß macht. Es gibt viel Lob und Belohnung, das A und O für ein gelungenes Shooting.
Foto Erhardt: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen & Momente bei der Fotografie?
Elke Vogelsang: Ich freue mich sehr über die vielen lieben Menschen, die ich aufgrund meiner Arbeit kennen lerne. Aber natürlich ist es wunderbar, sich so viel mit Tieren befassen zu können. Mittlerweile habe ich einige meiner Modelle über die Jahre schon mehrere Male vor meiner Linse gehabt und sehe sie aufwachsen und alt werden. Da gibt es einige Lieblingsmodelle, über die ich mich immer wieder sehr freue. Manch Besitzerin ist nun Freundin. Man arbeitet auch viel alleine, am Rechner, viele Stunden ohne Kontakt zur Außenwelt. Das war insbesondere der Fall, als ich zuvor noch als freiberufliche Übersetzerin tätig war. Auch wenn ich Alleine-Zeit sehr schätzen kann, freu ich mich, raus in die Welt zu kommen, zu reisen und über meine großen Leidenschaften – Fotografie und Hunde – sprechen zu können.

Foto Erhardt: Was macht Sie so erfolgreich?
Elke Vogelsang: Durchhaltevermögen. Ich habe ganz einfach die Motivation und die Ausdauer, ständig und immer wieder an meinen Fähigkeiten zu arbeiten und Geduld für Tier, Besitzer und mich aufzubringen. Bei mir ist nichts über Nacht geschehen. Ich hatte durch die stressige Zeit nur einfach die Motivation mein Leben zu ändern. Mein Job ist meine große Leidenschaft und ich habe immer mehr daran gearbeitet, auch nur das zu machen, was mir wirklich Spaß macht. Darüber hinaus sorge ich immer dafür, dass allen Beteiligten das Shooting Spaß macht. Die Fotografie ist für mich auch so etwas wie ein Weiterentwicklungsprozess, in vielen Belangen des Lebens. Ich genieße sämtliche Phasen und Erfolge sehr und nehme ich Kauf, dass ich auch viele Male über meinen eigenen Schatten springen muss und Herausforderungen bewältige, die mich ängstigen. Um so stolzer bin ich, wenn ich es dann geschafft habe. Hier und da gibt es auch mal kleinere Misserfolge, die ich aber auch immer mehr als Schritt voran ansehe.
Foto Erhardt: Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns schon jetzt auf Ihren Vortrag „Auf den Hund gekommen“ bei den FotoFachTagen am 21.09.2019 um 10.30 Uhr.

Tickets für die FotoFachTage
Weitere Informationen und ganz viele tolle Fotos von Elke Vogelsang findet Ihr hier. Ihr möchtet Euch den Vortrag von Elke Vogelsang nicht entgehen lassen? Dann bucht am besten gleich Euer Ticket.
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